Gute Tourenbeschreibungen – 4 Schreibstile vorgestellt

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ Dort, wo eine Wanderung beworben werden soll, darf eine gute Beschreibung nicht fehlen. Hier stelle ich verschiedene Schreibstile vor mit unterschiedlichen Zielsetzungen vor.

Grundsätzliche Überlegungen zum Beschreiben von Touren

Das Beschreiben von Wanderwegen und das Erstellen von Tourenbeschreibungen ist keine große Kunst. Dennoch gibt es einige Punkte zu beachten. Angefangen bei der Frage, wer angesprochen werden soll (gelegentlicher Urlaubswanderer vs. erfahrener Bergwanderer). Was kann man den Wandernden voraussetzen? Wie ausführlich soll die Wegbeschreibung sein? Sollen Wandernde mit der Beschreibung in der Hand (oder auf dem Smartphone) vor Ort navigieren können – oder reicht es, zentrale Wegpunkte zu nennen?

Weniger wichtig, aber dennoch eine Überlegung wert: Soll der Leser oder die Leserin der Tour gesiezt oder geduzt werden? Oder soll er oder sie beim Lesen schon gedanklich mitgenommen werden? Oder soll ganz auf die Ansprache verzichtet werden?

Die vorgestellten Stile sind unabhängig davon, wo die Beschreibungen veröffentlicht werden (online oder im Print).

1. Klassisch neutral und kurz

Der am häufigsten verwendete Schreibstil für Tourenbeschreibungen ist neutral. Im Text gibt es keine direkte Ansprache. Stattdessen wird das neutrale „man“ verwendet oder im Passiv formuliert. Die Beschreibungen enthalten in der Regel Richtungsangaben und zentrale Wegpunkte. Der Vorteil ist, dass man sich keine Gedanken über das Gendern machen muss. Die Beschreibung ist zweckmäßig geschrieben.

Auszug einer kurzen, neutralen Beschreibung:

Zurück auf dem Sattel folgt ein längerer Abstieg, zunächst über Stufen bis zu einer Weggabelung, bei der man sich rechts hält. Am Berghang wird der Weg erst nach einiger Zeit wieder steiler. (Quelle: Alpenvereinaktiv)

2. Inspirierendes Mitnehmen

Wenn es um die Vorstellung von Themenwege und Genusswanderungen geht, ist ein ganz Schreibstil denkbar. Beim Lesen der Tourenbeschreibung werden Wandernde bereits gedanklich mitgenommen. Das zu Erlebende steht im Vordergrund und sollte auch in der Beschreibung hervorgehoben werden. Der Text enthält also nicht nur die Wegführung, sondern auch Details über Aufmerksamkeiten, die am Wegesrand liegen, wie beispielsweise bunte Blumen und seltene Tiere, aber auch Geschichten entlang der Strecke. Der Weg ist schließlich das Ziel, sollte das Leitmotiv sein.

Auszug einer inspirierenden Beschreibung:

Nachdem wir eine Schranke passiert haben, führen uns Holzstufen nach oben. Die Bäume um uns herum haben bereits ihre Blätter verloren, was den Waldboden herbstlich aussehen lässt. (…)  Später wechseln wir auf einen asphaltierten Weg, überqueren die Straße und bewundern die hübschen Kapellen zu unserer Linken. (Quelle: Droste Verlag)

3. Konkrete Anrede mit Empfehlung

Der dritte Stil wendet sich direkt an den Leser oder die Leserin und beschreibt, was während der Wanderung zu erwarten ist. Das beinhaltet zentrale Wegpunkte und Landschaften. Darüber hinaus lässt die Beschreibung aber auch Platz für schöne Orte und Tipps vom Verfasser oder der Verfasserin. Ob geduzt oder gesiezt wird – oder mit „ihr“ angeredet wird, hängt vom Tourentyp ab. Bei einer Familienwanderung passt „ihr wandert“ am besten. Ab 1.000 Metern Seehöhe ist man per Du, könnte einen weiteren Hinweis auf die Ansprache geben.

Auszug einer solchen Beschreibung:

An lichten Stellen hast du einen freien Blick auf den wunderschönen See. Und dann geht es ebenso erlebnisreich auf einem schmalen Pfad wieder bergab, bis du auf eine Forststraße triffst. Bald erreichst du den Ort Gersau. Wenn dir der Magen knurrt, empfehlen wir dir diesen Ort für eine kurze Rast mit Einkehr. (Quelle: Komoot).

4. Persönliche Wiedergabe

Eine ganz andere Möglichkeit, um eine Wanderung vorzustellen, ist die über eines Außenstehenden. So erhält der Leser oder die Leserin einen authentischen Erlebnisbericht von jemandem, der die Tour tatsächlich gewandert ist, mit persönlichen Wahrnehmungen und eigenen Fotos. Dies kann durchaus auch „negative“ Aspekte beinhalten, wie z.B. einen hohen Asphaltanteil oder zugewachsene Wege. Solche Erlebnisberichte findet man auf Wanderblogs.

Weitere Überlegungen

Wie detailliert eine Tour letztendlich beschrieben wird, muss jeder für sich selbst abwägen. Je mehr Details, desto einfacher ist es, der Route zu folgen und Unvorhergesehenes zu vermeiden. Zu viele Details bedeuten andererseits, dass Wandernde schon beim Lesen alles wissen und unterwegs kaum noch eigene Erfahrungen machen.

  • Heutzutage navigieren viele Menschen mit dem Smartphone, weshalb eine ausführliche Wegbeschreibung nicht immer notwendig ist (gilt zumindest für technikaffine Wanderende).
  • Eine saubere GPX-Datei sollte jeder vollständigen Tourenbeschreibung beiliegen.
  • Der komplette Wanderweg sollte auch in der OSM (Open Steet Map) vorhanden sein.
  • Eine Tourenbeschreibung ist nie abgeschlossen, sondern sie sollte immer wieder überprüft werden (Stichwort Wegsperren).